Gastkommentar im Weser-Kurier: Nationalelf ins Weserstadion

Nico Kovac, Trainer des FC Bayern, ahnte es schon im Vorfeld des DFB-Pokalspiels: „Wenn in Bremen die Lichter angehen, dann sind das besondere Spiele.“ Und seine Spieler sprachen im Nachhinein von einem „Hexenkessel“. Nun neigen Bremer ja eigentlich nicht zum emotionalen Kontrollverlust, aber vielleicht leben sie den Fußball doch noch mehr als in so manch anderer Stadt in diesem Land.

Die Beziehung der Bremer zu „ihrem Verein“ ist eben auch eine ganz besondere. Bremens Weser-Stadion gehört zu den stimmungsvollsten Stadien der Republik und doch bleibt unsere Nationalmannschaft dieser Spielstätte fern. Nach der Entscheidung der Bremischen Bürgerschaft, bei Hochrisikospielen den Veranstalter am Mehraufwand der Polizei finanziell zu beteiligen, beschloss das DFB-Präsidium unter seinem damaligen Präsidenten Wolfgang Niersbach und getrieben von der Deutschen Fußball-Liga, das Spiel gegen Gibraltar zu verlegen und fortan keine Länderspiele mehr in Bremen auszutragen. Erinnerte die Entscheidung der DFB-Oberen schon damals mehr an eine kindische Reaktion auf den Verlust des eigenen Spielzeugs, ist sie nach dem klaren Kantersieg Bremens beim Bundesverwaltungsgericht mehr als überholt. Was passiert denn, wenn andere Länder nun dem Beispiel Bremens folgen? Wird dann künftig auch auf Länderspiele in diesen Bundesländern verzichtet? Mit der Niederlage des Profifußballs vor dem höchsten deutschen Verwaltungsgericht und der erneuten Nicht-Berücksichtigung Bremens als EM-Standort wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, unsere Nationalmannschaft wieder in die norddeutsche Tiefebene zu schicken.

Mit dem bisherigen Boykott trifft der DFB nicht nur die Fußballfans der Hansestadt, sondern auch die tausenden Fußballbegeisterten im ganzen Nordwesten der Republik. Schon längst hat das Weser-Stadion eine Anziehungskraft bis an die niederländische Grenze. Wir können zwar kein Schlauchboot als Stadion bieten und mit tausenden VIP-Parkplätzen auf der grünen Wiese ist auch eher schlecht. Dafür findet man da, wo die Weser einen großen Bogen macht, unheimlich viel Flair und Charme. Der Stadiongast kann bequem vom historischen Marktplatz entlang der Weser zum Stadion spazieren und vor oder nach dem Spiel noch in eine der unzähligen Kneipen im Bremer Viertel einkehren. Das Bremer Publikum puscht die Heimmannschaft enorm: Das war nicht nur gerade im DFB-Pokal zu spüren, sondern auch schon in den harten Jahren des Abstiegskampfes. Die Nationalmannschaft würde in Bremen herzlich empfangen werden – vielleicht ja sogar mit Maximilian Eggestein, Max Kruse und Julian Brandt in der Startaufstellung.

Der Link zum Gastkommentar im Weser-Kurier.

Artikel kommentieren