Gastbeitrag im Weser-Kurier zu Angriffen auf Einsatzkräfte an Silvester

Die Angriffe in der Silvesternacht auf Polizisten und Feuerwehrleute in mehreren Großstädten, auch in Bremen, erfordern eine klare Haltung: Wer Einsatzkräfte angreift, greift auch unser Gemeinwesen an. Was genau geht eigentlich in den Köpfen dieser Gewalttäter vor, die Polizisten und Feuerwehrleute mit Raketen und Böllern beschießen? Hat der Alkohol die Hemmschwelle ganz herabgesetzt, so dass sie nicht mehr zwischen richtig und falsch unterscheiden?

Sehen sie nur die Uniform oder auch die Menschen, die darin stecken? Für diese Verrohung kann es kein Verständnis geben. Eine Polizistin würde sicherlich auch lieber im Freundeskreis auf den Jahreswechsel anstoßen als sich am Bahnhof attackieren zu lassen. Ein Feuerwehrmann hat wie jeder andere nach getaner Arbeit das Recht, gesund zu seiner Familie zurückzukehren. Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte leisten täglich engagierte Arbeit für unsere Gesellschaft. Sie riskieren unter Umständen ihr Leben, um anderen zu helfen. Das verdient Respekt!

Die Reaktionen aus dem Kreis der Politik auf die Vorfälle sind erwartbar. Ganz schnell rufen immer dieselben nach härteren Strafen, mal eben die Volksseele beruhigen und Aktionismus vortäuschen. Dabei wird übersehen, dass das Strafgesetzbuch gerade erst entsprechend angepasst wurde. Mit dem Paragraphen 114 wurde ein neuer Straftatbestand eingeführt, der tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte unter eine höhere Strafe stellt. Es ist richtig, dass die Täter mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen. Nur, dass sich davon leider kein Alkoholisierter mit geringer Gewalthemmschwelle abhalten lassen wird. Wenn dann auch noch Verfahren lange dauern, ist die Wirkung umso fraglicher.

Statt weiter über Strafrechtsverschärfungen zu schwadronieren, müssen Präventionsmaßnahmen ausgeweitet werden. Die verbesserte Schutzausstattung für Einsatzkräfte und Deeskalationsstrategien gehören ebenso dazu wie die Bodycam. Die Erfahrungen mit dem Testlauf zeigen: Die Bodycam trägt dazu bei, dass sich Personen mäßigen und Konflikte entschärfen. Leider gilt dies aber nicht für stark alkoholisierte Täter. Wenn aber Alkohol maßgeblich zur Verrohung und Gewalt beiträgt, dann ist eine bundesweite Diskussion über den Umgang mit Alkohol und daraus folgende Konsequenzen notwendig. Wir brauchen aber auch einen gesellschaftlichen Diskurs über den Umgang miteinander. Respektlosigkeit und Aggressivität sind leider zu häufig in unserer Gesellschaft anzufinden.

Quelle: Weser-Kurier (01.04.2017)

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